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Produkt im Test - German Pellets Genussrecht

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Rubrik: Produkt im Test

 

Von einem Leser wurden wir gebeten, das Genussrecht von German Pellets, angeboten als "Zukunftswertpapier", unter die Lupe zu nehmen. Die Frage: Geeignet als Beimischung zum Portfolio, oder Zockerpapier? Geld-Magazin.de hat kritisch geprüft.

getestet: German Pellets Genussrecht mit 8 %

Foto: german-pellets-genussrechte.de

Was ist ein Genussrecht im Unterschied zum Festgeld?

Genussrechte werden nicht von Kreditinstituten, sondern direkt von Unternehmen herausgegeben. Sie "sammeln Geld ein" und investieren es in Projekte, bei German Pellets in Projekte rund um Holzpellets. Diese Holzpellets werden zum Heizen genutzt - der Vorteil für den Kunden: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, geheizt wird effektiv und CO2-neutral. Vorher muss aber die alte Heizung aus- und eine Holzpellet-Heizung eingebaut werden.

Der Anleger gibt quasi sein Geld dem Unternehmen, er wird somit unternehmerisch tätig. Dafür erhält er pro Jahr eine vereinbarte Ausschüttung. Hierfür wird in der Regel ein Mindestzins (auch Basiszins genannt) festgelegt. Wenn es für das Unternehmen gut läuft, dann kann auch noch ein Bonuszins ausgezahlt werden. Aber andersherum, wenn es für das Unternehmen nicht gut läuft, dann kann die Zinszahlung auch einmal / mehrmals ausbleiben. Und je nach Ausgestaltung des Genussrechts kann das Unternehmen die Zinszahlungen nachholen, kann sie aber auch komplett ausfallen lassen.

Die Mindesthöhe für solche Genussrechte beträgt meist zwischen 2.500 und 5.000 Euro. Bei dem Genussrecht von German Pellets liegt der Mindestanlagebetrag bei erfreulich niedrigen 2.500 Euro.

Inhaber von Genussrechten können allerdings im Unterschied zu Aktionären, oder auch zu Inhabern einer Unternehmensanleihe, keine Einfluss auf die Geschäftsstrategie des Unternehmens ausüben. Und ihre Zinsausschüttung (bzw. generell alle ihre Ansprüche) stehen hinter denen von Aktionären, Anleiheinhabern und anderen Gläubigern zurück. Dafür erhalten sie aber auch einen höheren Zins als die Dividende, oder bei einer Anleihe.

Zins 8 % p.a., ergebnisabhängig

German Pellets locken mit einem - für Genussrechte in Erneuerbare Energien über Marktdurchschnitt liegenden - Zins von 8 % p.a. Dieser ist "ergebnisabhängig" .... genau darin liegt auch das Risiko. Denn die Zinszahlung hängt von der Ergebnisentwicklung ab, und kann auch ganz ausbleiben. In den Bedingungen steht: "Reichen der Jahresüberschuss und die Liquidität der Gesellschaft zur Zahlung der Zinsen auf das Genussrechtskapital nicht oder nicht vollständig aus, reduziert sich der auf das jeweilige Geschäftsjahr entfallende Ausschüttungsbetrag entsprechend. Für nicht oder nicht vollständig ausgezahlte Zinsen besteht jedoch ein Nachzahlungsanspruch, vorausgesetzt, der Jahresüberschuss und die Liquidität der Gesellschaft reichen für die Bedienung des Nachzahlungsanspruches aus. Weist die Gesellschaft in ihrem Jahresabschluss einen Jahresfehlbetrag aus, wird dieser nach vollständiger Aufzehrung der gesetzlichen und eventuellen gesellschaftsvertraglichen Rücklagen zunächst bis zur Höhe des vorhandenen Stammkapitals dem Gesellschafter zugewiesen. Sollte die Gesellschaft darüber hinausgehende Verluste ausweisen, nimmt das Genussrechtskapital daran bis zur vollen Höhe durch entsprechende Verminderung des Genussrechtskapitals teil. Die Rückzahlungsansprüche des Genussrechtsinhabers vermindern sich entsprechend."

Risiken bei diesem Genussrecht: Ausbleibende Zinszahlungen, und ausfallende Rückzahlung

Das German Pellets Genussrecht hat - im Gegensatz zu den meisten Genussrechten in Erneuerbare Energien - keine befristete Laufzeit. Um sein eingezahltes Kapital wiederzubekommen, muss der Anleger - mit einer Frist von 6 Monaten zum Jahresende - kündigen. Frühestens ist die Kündigung nach 5 Jahren möglich. Dann hat er einen Rückzahlungsanpruch 30 Tage nach Feststellung des Jahresabschlusses. Beispiel: Zahlen Sie heute ein, dann können Sie frühestens im 1. Halbjahr 2016 zum 31.12.2016 kündigen, und kriegen frühestens Ihr Geld im Laufe des Jahres 2017, 30 Tage nach Feststellung des Jahresabschlusses für 2016, zurück.

Aber wenn sich das Unternehmen schlecht entwickelt hat, dann kann auch weniger zurückgezahlt werden ... bis hin zum Komplettausfall.

Gut wäre, wenn Genussrechte während der Laufzeit vom Anleger auch verkauft werden können. Das geht beim German Pellets Genussrecht aber nur privatrechtlich, ein Handel an der Börse ist nicht vorhanden.

Was nachdenklich macht ...

Das Emissionsvolumen soll "bis zu 50 Millionen Euro" betragen. Das ist eine sehr große Summe, vergleichbare Genussrechte liegen bei 5 oder 10 Mio. Euro. Und: Holzpellets sind zwar Erneuerbare Energien, aber sie werden verheizt. Bei anderen Genussrechten in Erneuerbare Energien geht es um Stromerzeugung, und die Erlöse sind durch die Einspeisevergütung gesetzlich abgesichert.

Es handelt sich um das erste Genussrecht von German Pellets, emittiert März 2010. Es liegen also keine Erfahrung über frühere Zinszahlungen oder gar Rückzahlungen früherer Genussrechte vor.

Fazit: Anleger, die das Risiko scheuen und auf Nummer sicher gehen wollen, sollten auf jeden Fall die Finger davon lassen. Denn das Risiko eines Totalausfalls oder ausbleibender Zinszahlungen besteht. Für etwas Risikofreudigere könnten Genussrechte zwar eine gute Ergänzung ihrer Kapitalanlagen bei der augenblicklichen Niedrigzinssituation sein. Aber dieses Genussrecht hat zuviele Unwägbarkeiten.

Da reißt es auch das Gutzi "20 Euro je Tonne Holzpellets Nachlass pro Jahr" nicht heraus ....

Geld-Magazin.de meint: Für Anleger mit zuvielen Risiken behaftet, auch zur Depotbeimischung gibt es weniger riskante Angebote                   

(Falls Sie das Bewertungssystem von Geld-Magazin noch nicht kennen, finden Sie eine Erläuterung in den FAQ.)

Link zum Angebot German Pellets Genussrecht 

Geld-Magazin.de, 18.08.2010