Lohnen sich Kreditkarten von Air Berlin, Lufthansa und Co?
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In kurzem Abstand kam die Werbung per Post ins Haus geflattert: Man möge doch bitte die Air Berlin VISA Karte nehmen, ganz tolles Angebot. Danach dann die Info, man solle am besten seine Miles and More-Card der Lufthansa gegen die entsprechende Mastercard tauschen - besser ginge es nicht. Daraufhin hat Geld-Magazin.de mal genau hingeschaut.
Beide Kartenangebote werben damit, dass man für seine per Kreditkarte ausgegebenen Euros Prämienmeilen gutgeschrieben erhält, die man dann wieder in Freiflüge umwandeln kann. Das stimmt ja auch ... aber: Dafür langen diese Kreditkarten in anderen Aspekten ganz schön hin. Hier der Vergleich:
Lufthansa Miles & More Credit Card Classic
Dabei handelt es sich um eine Mastercard. Neben der Classic-Variante (die es wiederum in "World" oder "Business" gibt) existieren noch diverse andere Varianten; wir bleiben bei den Basics.
Der Guthabenzins, wenn das Kartenkonto im Plus geführt wird beträgt gute 1,65 % p.a. (genauso viel wie derzeit auf guten Tagesgeldkonten). Wird das Kartenkonto im Soll geführt, so beträgt der Effektivzins 8,90 % p.a. - das ist noch noch im erträglichen Rahmen.
Die "World"-Variante kostet 50 Euro Jahrespreis; die "Business"-Variante gibt es für 62 Euro pro Jahr, dafür ist auch eine Reiserücktrittversicherung und eine Auslandsreisekrankenversicherung enthalten.
Bargeld abheben ist teuer: am Geldautomat im In- und Ausland 2 % des abgehobenen Betrages, mindestens 5 Euro. Wenn Sie mit der Karte im Nicht-Euro-Land bezahlen, kostet es bei der "World" 1,75 %, bei der "Business" 1,25 % des Zahlbetrages.
Eine Ersatzkarte wird mit 10 Euro berechnet.
Je ausgegebenem Euro wird 1 Prämienmeile gutgeschrieben. Gut ist, dass diese Meilen unbegrenzt gültig sind. Prämienflüge innerhalb Europas gibt es ab 10.000 Meilen - das heißt, für einen Freiflug im Wert von vielleicht 150 Euro müssten Sie 10.000 Euro mit Ihrer Kreditkarte ausgegeben haben.
Die Lufthansa Miles & More Credit Card wird von der DKB herausgegeben.
Air Berlin VISA Card
Wie schon aus dem Namen ersichtlich, handelt es sich um eine VISA-Kreditkarte. Auch sie gibt es in mehreren Varianten, wobei man die Silber- und Goldvariante nicht kaufen kann, sondern nur durch viele Flüge erwerben. In der "Grund"variante gibt es sie auch hier ohne und mit Business Paket.
Der Guthabenzins ist gestaffelt: bis 2.000 Euro 0,50 %, zwischen 2.000 und 10.000 Euro 0,75 %, zwischen 10.000 und 25.000 Euro dann 1,25 % und für Guthaben ab 50.000 Euro gibt es wieder nur 0,50 % p.a.. Insgesamt ist der Guthabenzins jedenfalls kein Kaufargument. Richtig krass ist der Zins bei Soll-Führung: 16,77 % effektiver Jahreszins bei Ratenzahlung .... das wäre sogar bei Ratenkreditangeboten derzeit einsame negative Spitze.
Der Jahrespreis liegt für die Air Berlin VISA Card bei 47,90 Euro (ohne Business) bzw. 49,90 Euro (mit Businesspaket). Bei letzterem wird aber nicht allzuviel geboten: ein 24-Stunden Assistance-Service inklusive Reiseabbruchversicherung, Flug- und Gepäckverspätungsversicherung.
Die Service Charge ist "ermässigt", sprich sie beträgt immer nur die 10 Euro wie sonst bei Bankeinzug, gegenüber 15 Euro bei Zahlung mit Kreditkarte.
Bargeld abheben kostet Null Euro bei Guthaben auf dem Kartenkonto, sonst 3 %, mindestens 7,50 Euro. Auch der Auslandseinsatz ist ein teurer Spaß: 2 % kommt auf jeden Umsatz obendrauf. Dass Umsätze im Euro-Land nichts kosten, und dass eine weltweit Zahlungsfunktion in der Karte enthalten ist, ist zwar selbstredend und vorgeschrieben, aber wird nochmals extra in der Leistungsbeschreibung genannt ...
Ihren klaren Vorteil hat die "Business"-Variante bei den erkauften Meilen: Je Euro Umsatz gibt es eine Prämienmeile, bei der "Nicht-Business"-Karte gibt es die Meile nur je 2 Euro Umsatz.
Einen innerdeutschen Prämienflug gibt es ab 3.000 Meilen, einen innerhalb Europas ebenfalls ab 10.000 Meilen. Und dafür müssten Sie wieder 10.000 (bzw. in der Nicht-Business-Variante) 20.000 Euro Umsatz mit der Karte gemacht haben.
Die Bank hinter der Air Berlin VISA Card ist die LB Berlin.
TUI Card
Zum Vergleich einmal die Kreditkarte eines Reiseveranstalters, TUI. Auch hier gibt es die VISA-Card. Für einen allein ist der Jahrespreis 34,90 Euro, für bis zu 6 Personen, die zusätzlich zum Karteninhaber von den Leistungen profitieren können, 69,90 Euro.
Auch hier gibt es, ebenfalls geringe, Guthabenzinsen: Unter 5.000 Euro Guthaben 0,70 %, zwischen 5.000 und 20.000 Euro 1 % und für mehr als 20.000 Euro dann 1,30 % p.a. Der Darlehenszins für Ratenzahlung liegt im Marktdurchschnitt, mit 10,50 % effektiv.
Die GAA-Verfügung kostet pauschal 5,20 Euro. Häufig in Nicht-Euro-Länder Reisende kommen mit dieser Karte am besten weg: der Auslandseinsatz ist kostenlos.
Enthalten sind kostenlose Reieführer für die gebuchten Reisen, kostenlose Sitzplatzreservierung bei TUI-Flügen (sonst 20 Euro) und eine Reiserücktrittversicherung.
Leider können Sie mit dieser Karte keine Frei-Ferien zusammenkaufen. Es gibt sogenannte Bonitos, 2 Bonitos je 1 Euro Umsatz, bzw. 3 Bonitos je 1 bei TUI ausgegebener Euro. Diese Bonitos kann man in Prämien tauschen. So gibt es aktuell den WM-Fussball Jabulani für 19.000 Bonitos (also positiv gerechnet für 6.333 bei TUI ausgegebene Euro erhalten Sie 19,95 Euro Gegenwert, denn soviel kostet der Fussball im Laden). Relativ noch mehr müssen Sie für die Prämie WMF Eierbecher McEgg leisten: 14.500 Bonitos (4.500 Euro TUI-Umsatz) ersparen Ihnen einen Kaufpreis von 9,95 Euro.
Abwickelnde Bank hinter der TUI-Card ist die Commerzbank.
"Normalkonditionen" bei Kreditkarten
Im Markt gibt es genug Kreditkarten, die keinen Jahrespreis kosten (DKB, ING DiBa, Karstadt Mastercard). Der Auslandseinsatz kostet in der Regel bis zu 1,75 %, Bargeld am Geldautomaten zwischen Null Euro weltweit (DKB) bis zu 7,50 Euro. Auch der Guthabenzins kann bis zu 1,65 % p.a. betragen.
Fazit: Lohnen sich nicht
Der Vergleich zeigt - mit allen drei genannten Karten zahlen Sie in dem einem oder anderen Bereicht heftig drauf. Und die Gegenleistung ist bei Lufthansa und Air Berlin auch mit der normalen Kundenkarte (Miles & More bzw. Topbonus) zu erreichen, ohne dass Sie einen Jahrespreis ausgeben müssen. Und bei TUI rechnet es sich mit der Sitzplatzreservierung, aber ansonsten zahlen Sie indirekt überhöhte Preise für die Prämien.
Geld-Magazin.de, 21.06.2010
