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Schuldenfalle Dispokredit

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Rubrik: Kredite, Startseite

 

Vor- und Nachteile eines Dispokredits im Überblick

© Alterfalter - Fotolia.comSchuldenfalle Dispotkredit

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Im eigentlichen Sinne ist ein Dispositionskredit zur Überbrückung kurzfristiger finanzieller Engpässe gedacht. Von dieser originären Nutzung weichen jedoch zwischenzeitlich immer mehr Kunden ab und nutzen den Dispokredit mit hohen Summen über lange Zeiträume aus. Laut einer aktuellen Studie des Bundesverbandes der Verbraucherzentrale gaben Schuldnerberater an, dass über 90 Prozent der Klienten ihr Girokonto länger als zwölf Monate überziehen - vier von zehn Fälle sind mit 3000 Euro und mehr im Minus.

Doch hat ein Dispo nicht nur Nachteile: Gerade die einfache Form der Ausdehnung finanzieller Mittel ohne zusätzliche Bearbeitungsgebühren spricht für den Dispokredit.

Vorteile des Dispokredites

individueller Kreditrahmen ohne Zusatzkosten

Ein Dispo bietet die Möglichkeit, die finanziellen Mittel im Notfall über das vorhandene Guthaben auszudehnen, d. h. kurzfristig einen relativ formlosen Kredit durch die Bank zu erhalten, ohne dafür einen gesonderten Kreditvertrag abgeschlossen zu haben. Der Dispo wird nicht selten direkt bei der Kontoeröffnung in der zwei- bis dreifachen Höhe des Nettogehaltes einberäumt und bildet damit eine Art Stand By-Kredit. Zusätzliche Sicherheiten über das Gehaltskonto hinaus werden nicht verlangt. Generell geht man davon aus, dass ein in Anspruch genommener Überziehungskredit innerhalb weniger Monate wieder ausgeglichen wird.

flexible Inanspruchnahme

Die Inanspruchnahme des Dispos bedarf keinerlei gesonderter Vereinbarungen. Ist der Dispo einberäumt, d. h. als Kontokorrentkredit mit laufend genehmigter Überziehung zur freien Verfügung genehmigt, kann der Kontoinhaber den Kredit jederzeit in Anspruch nehmen und flexibel zurückzahlen. Nutzt er den Verfügungsrahmen aus, zahlt er für die entsprechende Summe Zinsen, andernfalls nicht. Dies macht den Dispokredit äußerst flexibel in seiner Handhabung und unterscheidet ihn beispielsweise von einem Ratenkredit, bei dem die Gesamtsumme ausbezahlt und verzinst wird. Die Inanspruchnahme des Dispos ist darüber hinaus mit keinen zusätzlichen Kosten verbunden, während beim Ratenkredit eine Bearbeitungsgebühr anfällt.

Die Zinsen richten sich dabei nach den aktuellen Leitzinsen am Markt, sodass sich die Zinssätze jederzeit verändern können. Das kann gut oder schlecht für den Bankkunden sein.

Nachteile des Dispokredites

Die unkomplizierte Verfügbarkeit des Dispos stellt jedoch gleichzeitig ein Risiko dar: Wird der Dispo nicht nur für Notfälle oder kurzfristige Engpässe, sondern Konsumkäufe genutzt, besteht schnell die Gefahr, den Negativbetrag nicht mehr ausgleichen zu können. Damit werden permanent Zinsen für die Überziehung fällig, der Gehaltseingang dient nur noch einer Verringerung des Negativbetrages. Daran verdienen die Banken viel Geld, denn nicht selten verweigern sie im Folgenden eine Umschichtung der Schulden auf einen Ratenkredit mit weitaus günstigeren Konditionen für den Kunden.

extrem hohes Zinsniveau

Die Flexibilität des Dispokredites lassen sich die Banken teuer bezahlen: Nur selten dulden Banken die Überziehung des Girokontos für weniger als acht Prozent, die Regel sind eher zwölf Prozent - der Bundesdurchschnitt liegt auch in der aktuellen Niedrigzinsphase bei 11,44 Prozent. Damit stellt der Dispo den teuersten aller Kredite dar. Noch teurer werden die Zinsen, wenn der Kontoinhaber auch den genehmigten Disporahmen überschreitet.

Beispiel: Ein Kunde nutzt den Disporahmen über einen Zeitraum von 15 Jahren permanent mit einem Limit von 5.000 Euro aus. Bei einem Zinssatz von 12 Prozent entstehen somit Zinsen von 600 Euro/Jahr, d. h. in 15 Jahren Zinsen in Höhe von 9.000 Euro.

Ausweg Umschuldung

Besonders problematisch erscheint dabei vor allem die quartalsweise Abbuchung der Zinsen, die den Einstieg in die Überschuldung bedeuten kann, wenn der Kontoinhaber diese nicht mehr begleichen kann. Ein Umschuldungskredit kann hierbei eine Lösung darstellen, die hohen Zinsen spürbar zu senken und die Entschuldung zu ermöglichen.

Ist das überzogene Konto ein Dauerzustand, sollte definitiv über eine Umschuldung nachgedacht werden: Die Schulden werden dabei durch einen neuen Kredit, der mit einem geringeren Zinssatz belastet ist, abgelöst, das Girokonto weist wieder ein Guthaben auf. Neben den günstigeren Konditionen bietet ein Ratenkredit dabei den Vorteil, mit festgelegten Laufzeiten strukturiert und besser überschaubar zu sein. Der Kunde kann so genau die gleichbleibende monatliche Belastung kalkulieren. Beim Dispositionskredit ist das nicht möglich, denn der Zinssatz wird immer auf das aktuelle Minus auf dem Konto berechnet. Die Schuld verringert sich also bei jedem Zahlungseingang und erhöht sich bei jeder Abbuchung oder Abhebung.

Lösung Ratenkredit

Die Umschuldung vom Dispokredit in einen Ratenkredit ist meistens völlig unkompliziert und hat für den Verbraucher fast immer Vorteile. Man muss dazu lediglich einen Ratenkredit aufnehmen und anschließend mit dem Betrag das Girokonto ausgleichen. Viele Banken verweigern ihren Kunden dabei die Umschuldung mit dem Verweis auf eine angebliche Kreditunwürdigkeit. Der Grund liegt dabei vor allem in der Rentabilität eines überzogenen Girokontos für die Banken. Hier steht dem Kunden doch jederzeit die Option frei, eine andere Bank für den Ratenkredit auszuwählen. Vor der Entscheidung, den Dispokredit mit einem entsprechenden Kredit anzulösen, sollten vorher die Konditionen möglicher Banken vergleichen werden.

Rechenbeispiel Dispokredit

Der Dispositionskredit hat eine erhöhte Zinsbelastung gegenüber dem Ratenkredit, wenn dieser nicht in weniger als der Hälfte der gewünschten Mindestlaufzeit des Ratenkredites zurückgezahlt werden kann: Ein drei Jahre lang durchschnittlich mit 5.000 Euro überzogenes Konto verursacht bei einem Zinssatz von 11,99 Prozent 1.798 Euro an Zinsen. Wer dagegen diesen Betrag in einen Ratenkredit mit z. B. 6,89 Prozent Zinsen umwandelt, der zahlt 531 Euro an Zinsen, also fast 1.300 Euro weniger. Noch günstigere Zinskonditionen bieten dabei eventuell Direktbanken, durch die der Kunde noch mehr sparen kann.

Als Faustregel gilt: Bei Laufzeiten von mehr als einem Jahr sollte der Kunde seine Anschaffung in jedem Fall über einen Ratenkredit finanzieren. Auch größere Summen wie die Anschaffung eines Neuwagens lassen sich über den Dispokredit nicht finanzieren.

Fazit

Bei einem kurzfristigen Liquiditätsengpass kleineren Ausmaßes ist es durchaus ratsam, den Dispositionskredit zu beanspruchen. Wenn das Konto schnell wieder ausgeglichen werden kann, sind die zu zahlenden Zinsen zwar immer noch ärgerlich, aber für den durchschnittlichen privaten Haushalt zu verkraften, zumal keinerlei Gebühren für den Abschluss eines Kreditvertrages anfallen. Steht jedoch fest, dass man die Überbeanspruchung des Girokontos nicht in kurzer Zeit ausgleichen kann, sollte man über einen Ratenkredit oder Abrufkredit nachdenken. Diese werden je nach Laufzeit und Kredithöhe zu einem effektiven Jahreszins von durchschnittlich sechs bis sieben Prozent vergeben und sind meist ab einem Mindestbetrag von 2.500 Euro verfügbar.

Alternativen zum Dispo

Alternativen zum Dispokredit sind vor allem Ratenkredite und Abrufkredite.

Bei Abrufkrediten können Verbraucher wie auch bei einem Dispo jederzeit und in beliebiger Höhe eine für sie bereit gestellte Kreditlinie in Anspruch nehmen. Abrufkredite sind oft nur halb so teuer wie der Überziehungskredit vieler Girokonten, funktionieren aber ähnlich: Die Bank stellt auf Antrag einen flexiblen Kreditrahmen zur Verfügung, den man nach Belieben beanspruchen kann. Nachteilig sind hier jedoch die häufig bonitätsabhängigen Zinssätze und die relativ hohen Darlehensrahmen zwischen 2.500 und 25.000 Euro. Wie auch bei einem Dispo ist die Eröffnung der Kreditlinie kostenlos, Zinsen fallen nur für den tatsächlich in Anspruch genommenen Betrag an. In der Regel ist die Tilgung frei wählbar, wobei einige Banken eine geringe monatliche Mindesttilgung fordern.

Fällt die Wahl auf einen Ratenkredit, sollte dieser Wunsch bei der Bank unbedingt hartnäckig geäußert werden. Viele Banken lehnen eine Umschuldung ab (laut einer Studie der Verbraucherzentrale 70 Prozent). Wird der Wechsel doch bewilligt, schließen drei von vier Bankkunden auf Anraten der Banken Zusatzleistungen wie Restschuldversicherungen ab, durch die der Ratenkredit teurer als der Dispo wird.

Geld-Magazin, 10.07.2012

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