Sie befinden sich hier: Home > Finanzen > Sparen & Anlegen
Finanzen > Sparen & Anlegen

Schiffsbeteiligungen: Jetzt Zweitmarkt nutzen?

Übermittlung Ihrer Stimme...
Bewertungen: 3.6 von 5. - 11 Stimme(n).
Klicken Sie auf den Bewertungsbalken, um diesen Artikel zu bewerten.

 

Schiffsbeteiligungen sind grundsätzlich eine lukrative, und steuergünstige Anlageform. Allerdings sind auch sie von der weltweiten Finanzkrise betroffen: Meldungen über Charterausfälle, nicht ausgelastete oder stillliegende Containerschiffe beunruhigen die Anleger. Da kommt so ein Kaufangebot für die gehaltenen Schiffsbeteiligungen gerade recht, oder?

Michael Rathmann, Experte Schiffsbeteiligungen

Es gibt Handelsplattformen wie zweitmarkt.de, Direktaufkäufer wie Nordcapital oder Raila und Partner. Alle sind jetzt sehr aktiv und wollen nur eines .... dem armen Anleger helfen, seine doch im Wert stark gesunkenen Anteile zu versilbern, bevor sie noch mehr an Wert verlieren .... so jedenfalls häufig die Argumentation.

Experte sieht Zweitmarktauswüchse kritisch

Geld-Magazin.de sprach mit Michael Rathmann von MIRA, einem absoluten Experten auf dem Gebiet der Schiffsbeteiligungen. Seine Meinung: "Ich vergleiche die Auswüchse des Zweitmarktes gern mit Karl May, "Unter Geiern"! Unter Berücksichtigung der derzeitigen Marktgegebenheiten kommt dem Thema Zweitmarkt ein besonderer Stellenwert zu! Momentan findet ein unglaublicher Druck seitens der Zweitmarktaufkäufer statt. Damit sind nicht die institutionellen Marktteilnehmer gemeint, sondern die "Leichenflederer und Geier", die mit den journalistisch gemalten Horrorszenarien die Ängste der Anleger ausnutzen um günstig an Beteiligungen zu kommen. Ein Beispiel für ein solches Ankaufangebot: Für ein schuldenfreies Schiff wird für die Beteiligung des Anlegers 1,00 Euro geboten, dafür sei der Anleger von jeglicher Haftung frei zu halten.

Da fragt man sich doch: Welche Haftungsrisiken hat eigentlich ein Anleger bei einem total entschuldeten Schiff? Richtig, überhaupt keine! Viel entscheidender ist aber die mangelnde Information, dass im Falle des Verkaufs ein Unterschiedsbetrag von rund 60 % zu versteuern ist. Fällt der Anleger einem solchen Aufkäufer zu Opfer, so erhält er zwar 1 Euro für seine Beteiligung, muss aber rund 60 % seiner Einlagesumme zusätzlich versteuern. Daraus resultiert für den Anleger, der auf ein solches Angebot hereinfällt, eine sehr erhebliche zusätzliche Steuerbelastung. Das ist im Grenzbereich schon so etwas wie Betrug. Und davon gibt es mehr im Markt."

Unterscheidung zwischen klassischen Aufkäufern und Profiteuren

Eigentlich muss eine Unterscheidung in vier verschiedene Formen des Zweitmarkthandels vorgenommen werden.

Einmal gibt es die klassischen Aufkäufer von Beteiligungen, die aus den erworbenen Beteiligungen Fonds kreieren (sog. Zweitmarktfonds), die in ihren Performanceaussichten gut dastehen, vorausgesetzt der Einkaufspreis steht in einem gesunden Verhältnis zu den Ertragsaussichten in der Zukunft. Einer dieser Investoren ist z.B. Nordcapital. Allerdings warnte die Financial Times Deutschland die interessierten Anleger, dass die Nebenkosten und Gebühren bei diesem Anbieter sehr hoch seien (FTD 7.7.2009). Und interessanterweise kaufe man für die Zweitmarktfonds eifrig Schiffsbeteiligungen auf, die damals von Nordcapital selbst aufgelegt wurden ... da liegt die Vermutung nahe, man wolle zweimal am selben Produkt verdienen!

Zweitens existiert die Möglichkeit des Verkaufs einer Beteiligung über das Emissionshaus direkt. Einige Emissionshäuser waren mit dem Aufkauf ihrer Beteiligungen durch andere Marktteilnehmer nicht einverstanden und schufen eigene Handelsinstrumente für ihre Anleger. Dies ist sicherlich auch eine gute Art des Handels mit Zweitmarktbeteiligungen, zumal die Emissionshäuser, die diese Handelsplattformen im Internet eingerichtet haben, den Verkäufern eine Hilfestellung anbieten. Diese Hilfestellung liegt in der begleitenden Wertermittlung eines Anteils, basierend auf den Daten aus den Geschäftsberichten. Dazu ist es natürlich erforderlich, dass der verkaufsinteressierte Anleger objektiv durch das Emissionshaus beraten wird. Solange die Hilfestellung als Serviceleistung für den Anleger vor finanziellen Interessen des Emissionshauses steht, sei das laut Michael Rathmann völlig in Ordnung.

Drittens besteht die Möglichkeit, sich über verschiedene Internet-Plattformen am Marktgeschehen zu beteiligen, die in der Art und Weise von "E-Bay-Auktionen" funktionieren. Hier kreisen die ersten Geier über dem verkaufswilligen Anleger! Wenn er sich nicht ausführlich mit seiner eigenen Beteiligung auseinandersetzt und sich nicht bei seinem Berater oder beim Emissionshaus nach dem Wert seiner Beteiligung erkundigt hat, kann für ihn das Problem entstehen, dass er eiskalt "übervorteilt" wird! Die Kenntnis der Aufkäufer bezüglich des Wertes der Beteiligungen wird gegen die Unkenntnis des Verkäufers eingesetzt.

Ein sehr "hübsches" Beispiel, so findet Michael Rathmann, sei folgende Formulierung: " Es ist an der Zeit, sich - ggf. gemeinsam mit Ihrem Berater - Gedanken darüber zu machen, ob in der derzeitigen Marktverfassung (Finanzkrise, sinkende Einnahmen, sinkende Ausschüttungen) der Verkauf bzw. Teilverkauf von Schiffsbeteiligungen sinnvoll ist. Als Makler und Handelsgesellschaft für Anteile an geschlossenen Schiffsfonds führen wir Käufer und Verkäufer professionell zusammen usw…..!"

Aufkäufer setzen auf Markterholung

Geld-Magazin.de fragte Michael Rathmann noch nach seiner Einschätzung. Einfache Antwort: "Wenn extrem schlecht dargestellte Markteinschätzungen dazu missbraucht werden, Anleger zu verunsichern und über den Tisch zu ziehen, stellt sich die Frage, weshalb möchte der Zweitmarktankäufer einen Schiffsanteil preisgünstig kaufen? Antwort: Er glaubt an höhere Charterraten und damit steigende Schiffspreise! Dies sollte einem zu denken geben!"

Ein überzeugendes Argument! Auch die FTD titelte in ihrem Beitrag vom 7.7. nicht umsonst "Schiffsbeteiligungen - Chance für Schnäppchen"! Und führte weiter aus "Sei gierig, wenn alle anderen ängstlich sind - mutige Investoren lieben diese Börsenweisheit. Sie decken sich mit Aktien ein, wenn niemand mehr an steigende Kurse glaubt ..." Das Gleiche könnte man jetzt auch für Schiffsbeteiligungen sagen ... zumindest sollten Anleger nicht auf eine vermeintliche Chance am Zweitmarkt setzen, sondern sehr genau und kritisch hinsehen!

Geld-Magazin.de, 29.7.2009

 


Flugzeugfonds: Clevere Anlagealternative oder lieber die Finger weg?

Was sind Flugzeugfonds eigentlich? Und worauf sollte man als Anleger achten?

Geld-Magazin.de stellt diese Anlageform vor: Mit Pro und Contra

Sparen mit mindestens 3 % p.a?

Das geht mit einem Bausparvertrag der Debeka Bausparkasse

... und bei Darlehensverzicht gibt es noch einen Zinsbonus obendrauf!

- > mehr Informationen 

- Anzeige -

Immowelt LogoIdeales Haus gesucht? Oder die perfekte Wohnung? Kauf oder Miete? Hier finden Sie Ihre Traumimmobilie: