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Was kostet uns Solarstrom?

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Rubrik: Klimaschutz

 

"Solarstrom kostet den Verbraucher Milliarden", "Solarförderung: Stromverbraucher zahlen die Zeche" (Focus 28.03.2010), Stromversorger wie Vattenfall erhöhen den Strompreis mit Verweis auf die hohen Kosten für den Strom aus Erneuerbaren Energien. Was ist dran an den Zahlen? Was kann Otto Normalverbraucher machen?

Kosten Strom: Erneuerbare Energien und Solarstrom wirklich Kostentreiber?

Foto: Co2 online

Auch die Schlagzeile in Spiegel.de beunruhigt doch sehr: "Solarboom lässt Strompreis explodieren!" (19.03.2010). Dagegen argumentiert die Solarbranche natürlich mit dem Umweltnutzen des "sauberen Stroms". Wer hat nun recht? Und muss man sich als Normalkunde Sorgen machen? Geld-Magazin.de hat einmal nachgerechnet, denn auch wir waren von der Begründung der Strompreiserhöhung unseres Versorgers "aufgrund der gestiegenen Kosten für die gesetzliche Förderung erneuerbarer Energien" überrascht.

EEG-Umlage in Stromkosten mit geringem Anteil und nachrechenbar

Fakt ist: Per Gesetz wird dem Strompreis - egal bei welchem Stromanbieter Sie sind - eine sogenannte Umlage für die Förderung Erneuerbarer Energien zugeschlagen. Diese Umlage betrug 2008 / 2009 rund 1,1 Cent je kWh Strom. Und damit knappe 5 % am Strompreis.

Für 2010 gilt eine Umlage von 2,047 Cent je kWh. Die Umlage ist deswegen so angestiegen, weil - und damit haben die reißerischen Schlagzeilen zum Teil schon recht - mehr Solaranlagen als ursprünglich geplant ans Netz gingen.

Das heißt, wegen der Begründung "höhere Kosten für Erneuerbare Energien" dürften die Stromanbieter also maximal 0,947 Cent je kWh erhöhen. Nach den uns vorliegenden Informationen wird der Strompreis meist aber wesentlich stärker erhöht.

Nun hört sich 2,047 Cent auch nicht viel an ... was bedeutet das konkret für den Einzelnen? Wird der Durchschnittsverbrauch einer 4-köpfigen Familie in einem Jahr zugrundegelegt, so beträgt die Umlage für die Erneuerbaren Energien bei diesen 3.500 kWh  genau 71,65 Euro. Pro Jahr. 

Die "Milliarden" entstehen, weil diese Umlage mit den ganzen verbrauchten Kilowattstunden (kWh) pro Jahr multipliziert wird. Das wäre aber so ähnlich, wie zu sagen: Diese Benzinpreiserhöhung um 5 Cent kostet uns 2,3 Milliarden Euro im Jahr! Nämlich die Gesamtzahl verbrauchten Kraftstoff in der BRD mal 5 Cent.

Wichtiger ist, was es für den Einzelnen bedeutet. Sie können es sich also selbst ausrechnen: Einfach Ihren Stromverbrauch in kWh mit 2,047 Cent multiplizieren. Das ist der Betrag, den es Sie 2010 kostet. Prognosen aus den Energiekonzernen gehen übrigens von einem weiteren Anstieg der Umlage, die jedes Jahr neu festgelegt wird, auf 4 Cent aus. Dann betrügen die Mehrkosten runde 140 Euro im Jahr.

Tranparenz bei Solar, keine Transparenz bei Atomkraft

Was uns alle die Förderung der Erneuerbaren Energien kostet, ist sehr transparent durch die EEG-Umlage. Dagegen weiß niemand, was uns - nämlich alle Steuerzahler - das Thema Atomenergie noch kosten wird. Die Endlagerung ist noch nicht gelöst. Auch der Rückbau / Abbau, wenn die Atomkraftwerke vereinbarungsgemäß stillgelegt werden,  muss gezahlt werden. Andernfalls müssen viele Atomkraftwerke bei längeren Laufzeiten sicherheitstechnisch stark aufgerüstet werden (siehe die Problematik, die zuletzt bei Biblis A anfiel). Die Regierung hatte hier schon von den Energiekonzernen eine Beteiligung an den Kosten verlangt - die Energiekonzerne haben unisono abgelehnt. Käme eine solche Kostenbeteiligung, dann würde sie wohl durch eine Strompreiserhöhung an die Kunden weitergegeben. Und bleibt es bei keiner Kostenübernahme, dann muss wohl der Staat weiterhin für Transport und Endlagerung aufkommen - dann müssen die Steuerzahler heran. Der einzige Unterschied: Das merkt der Steuerzahler dann eben nicht, weil es nicht separat und transparent ausgewiesen wird ....

Tipp: Lassen Sie sich nicht durch die Medienberichterstattung verunsichern. Und hinterfragen Sie vor allem etwaige Strompreiserhöhungen mit der Begründung "teurer Solarstrom" kritisch. Liegt die Erhöhung bei mehr als 0,947 Cent je kWh, dann werden Sie - mit Verlaub gesagt - hinters Licht geführt .... da hilft nur der Vergleich mit anderen Stromanbietern und ggf. der Wechsel.

Geld-Magazin.de, Anette Rehm, 30.03.2010  


gedruckt am  28.03.2024