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Welche Versicherungen Sie wirklich brauchen

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Rubrik: Versicherungen

 

Die Deutschen gelten als "Versicherungsweltmeister", kein Volk hat soviele Versicherungen ... und dabei soviele unnötige! Viele Policen sind überflüssig, dafür fehlt in so manchem Haushalt die eine oder andere existentielle Versicherung. Geld-Magazin.de zeigt Ihnen, welche Versicherungen Sie wirklich brauchen, und welche Sie sich sparen können!

Foto: Geld-Magazin.de

Gesetzlich vorgeschriebene Versicherungen

Hier brauchen Sie nicht zu überlegen, ob Sie sie abschließen sollen - es ist gesetzlich vorgeschrieben. Dazu gehören

Krankenversicherung

Als Arbeitnehmer sind Sie automatisch bei einer gesetzlichen Krankenkasse (GKV) versichert. Familienangehörige ohne eigenes Einkommen können beitragsfrei mitversichert werden. Die Beiträge der einzelnen Kassen sind seit 1.1.2009 einheitlich ("dank" Gesundheitsfonds), der Leistungsumfang dagegen ist unterschiedlich.

Tipp: Sie können immer zu einer anderen GKV wechseln. Dabei sollten Sie vor allem den Leistungsumfang, besonders wenn Sie spezielle Gesundheitsprobleme haben, berücksichtigen. Gute aktuelle Vergleiche bieten hier die Verbraucherzentralen oder FINANZtest.

Statt bei einer gesetzlichen Krankenkasse können Sie sich - wenn Sie Beamter oder selbstständig sind, oder als Angestellter drei Jahre hintereinander über der Pflichtgrenze (48.600 Euro brutto jährliches Arbeitsentgelt bzw. 4.050 Euro monatlich) lagen - bei einer privaten Krankenkasse versichern.
Der Beitrag wird jeweils nach gewünschtem Leistungsumfang, Eintrittsalter und individuellem Risiko berechnet. Einfach: je jünger, desto preiswerter.

Tipp 1: Für Ältere rechnet sich ein Wechsel aus der gesetzlichen in eine private Krankenversicherung oft nicht mehr. Ebenso rentiert es sich nicht für Familien, da jeder einen eigenen Beitrag zahlen muss und nicht mitversichert ist.

Tipp 2: Überlegen Sie gut, wie sich Ihre künftige Situation entwickeln wird, bevor Sie wechseln. Heute Single, aber übermorgen Familie und Alleinverdiener? Zurück in die gesetzliche kann man nur, wenn das Einkommen massiv sinkt, und auch nur bis zu einem gewissen Alter (aktuell: 55 Jahre). Und wenn Sie schon lange in einer privaten Krankenversicherung waren, lohnt sich auch kein Wechsel zu einem anderen Anbieter. Denn Ihre angesammelten "Altersreserven" verfallen dann. Besser lassen Sie sich Paralleltarife Ihrer Krankenkasse anbieten.

Pflegeversicherung

Jeder Krankenversicherte muss auch in die gesetzliche Pflegeversicherung einzahlen. Dies geht jeweils über Ihre Krankenkasse. Hier sollte erstmal nur das Mindestmaß, und nicht noch gleich eine private Zusatz-Pflegeversicherung abgeschlossen werden. Hier gibt es Wichtigeres und notwendigeres abzusichern. Dabei empfiehlt es sich, statt der reinen Kostenversicherung ein privates Pflegetagegeld abzuschließen.

Rentenversicherung

Neben der gesetzlichen "Zwangsabgabe" gibt es verschiedene Möglichkeiten, privat noch vorzusorgen - Riester, Rürup, private Rentenversicherung. Dazu mehr weiter unten unter "Versicherungen zur Altersvorsorge und Absicherung des Lebensstandardes".Auf jeden Fall eine sinnvolle "Zwangsabgabe".

Arbeitslosigkeit

Tipp: Oft wird bei Abschluss einer Baufinanzierung auch eine Arbeitslosigkeitsversicherung (einzeln oder in Kombination mit Tod, Berufsunfähigkeit) angeboten. Diese sind meist überflüssig, da sie nur die Raten der Baufinanzierung, nur für einen kurzen Zeitraum, und nur unter sehr vielen Ausschlußkriterien übernehmen. Sparen Sie sich das Geld und stecken es lieber direkt in die Rate!

Unfallversicherung

Arbeitnehmer sind über ihren Arbeitgeber gesetzlich unfallversichert, d.h. gegen Arbeitsunfälle, Unfälle auf dem Arbeitsweg sowie am Arbeitsort. Dies gilt genauso für junge Leute in Studium, Ausbildung oder Schule. 

Kfz-Haftpflicht

Ohne eine solche Haftpflicht-Versicherung dürfen Sie kein Auto, Motorrad oder anderes Fahrzeug zulassen und nicht im Straßenverkehr bewegen. Für die Zulassung beim Straßenverkehrsamt müssen Sie deshalb auch eine Versicherungsbestätigungskarte - meist Doppelkarte genannt - vorlegen.
Die Kfz-Haftpflichtversicherung deckt das Risiko von Personen-, Sach- und Vermögensschäden ab, die durch den Gebrauch des jeweiligen Fahrzeuges entstehen. Denn ein verschuldeter Unfall kann außer dem Schuldigen auch den Geschädigten finanziell ruinieren. Versicherungen zur Altersvorsorge und Absicherung des Lebensstandardes

 

Private Versicherungen

Diese können sein, sind aber nicht gesetzlich vorgeschrieben. Welche sinnvoll sind, welche nicht: 

Private Haftpflichtversicherung

Die wichtigste Versicherung überhaupt, da im Schadensfall die Existenz bedroht sein kann. Sie schützt vor Schadensersatzforderungen, wenn Sie einem anderen Schaden zugefügt haben (z.B. als Fußgänger, Radfahrer). Und da die Deutschen dank Rechtsschutzversicherung immer klagefreudiger werden, und immer schneller Schadenersatz verlangen, kann es ohne Versicherung teuer für Sie werden! Kinder sind während der Ausbildung / des Studiums bei den Eltern mitversichert. Empfohlene Versicherungssumme: 5 Millionen Euro. 

Tipp: Nicht nur Mensch, sondern auch für Tier = Hund sollten Sie eine Haftpflichtversicherung abschließen. Sonst zahlen Sie z.B. wenn Ihr Hund unangeleint auf die Straße läuft und einen Unfal verursacht, oder "nur" einen anderen Hund oder Menschen beißt. Katzen sind übrigens in der Privathaftpflicht ihres Eigentümers versichert. 

Wohngebäudeversicherung

Diese sollte für jeden Hauseigentümer selbstverständlich sein. Sie sollte Sturm, Hagel- und Leitungswasserschäden sowie Feuer umfassen. Bei einem Hauskauf können Sie die alte Police des bisherigen Besitzers übernehmen, aber auch - innerhalb eines Monats nach Grundbucheintrag - kündigen.

Tipp 1: Elementarschadenversicherung - achten Sie darauf, dass auch Überschwemmungsschäden mit inkludiert sind, wenn Sie in gefährdeten Gebieten wohnen (das können auch Wohnlagen in Nähe zu Bächen sein, die bei Starkregen oder Gewitter überflutet werden). 

Tipp 2: Besitzen Sie als Hauseigentümer einen Öltank, so benötigen Sie außerdem eine Gewässerschaden-Haftpflichtversicherung (falls der Erdboden wie auch immer und damit das Grundwasser verunreinigt werden sollte). Manchmal ist dieses Risiko auch in dem Privathaftpflichttarif enthalten, hier sollten Sie individuell prüfen, ob das bei Ihnen der Fall ist.

Private Krankenversicherung

Genell privat krankenversichern ist i.d.R. nur für Selbstständige und Arbeitnehmer sinnvoll, die nicht (mehr) versicherungspflichtig und auch nicht freiwilig gesetzlich krankenversichert sind. 

Tipp: Sie sollten auch ein Krankenhaustagegeld abschließen, das ungefähr Ihrem jetzigen Einkommen entspricht und den Einkommensausfall während einer etwaigen Arbeitsunfähigkeit ersetzt.

Sinnvoll kann es auch sein, die Lücken der gesetzlichen Krankenversicherung mit einer Krankenzusatzversicherung zu schließen. Vergleichen Sie hier auf jeden Fall die Konditionen und Leistungen - es gibt riesige Unterschiede unter den Versicherungen. Vor allem zur "Zahn-Absicherung" gibt es inzwischen sehr viele verschiedene Tarife, hier macht sich nämlich die seit 2005 sehr eingeschränkte Leistung der GKV schmerzhaft (im wahrsten Sinne des Wortes!) bemerkbar.

Auslandsreisekrankenversicherung

Halten viele für überflüssig, bis sie einmal im Ausland krank geworden sind .... Für gesetzlich Krankenversicherte wird die Lücke geschlossen, dass deutsche Krankenkassen für Behandlungen im Ausland nicht zahlen. Ausnahme (aber auch nicht immer, vorher erkundigen!) sind die EU-Staaten und Länder, mit denen die BRD ein Sozialversicherungsabkommen  geschlossen hat. Hierfür benötigen Sie die EHIC (European Health Insurance Card).

Tipp: Auch für privat Krankenversicherte kann sich die zusätzliche Auslandsreisekrankenversicherung auch rechnen - denn sie kann helfen, den Schadensfreiheitsrabatt aus der Hauptversicherung zu erhalten.

Hausratversicherung

Sie macht dann Sinn, wenn der Hausrat / die Einrichtung einen hohen Wert hat (also zum Beispiel bei einer wertvollen Sammlung).  Achten Sie darauf, dass möglichst ein Unterversicherungsverzicht vereinbart wird, bzw. dass Sie für Gegenstände mit höherem Wert "Beweise" haben - Rechnungen, Fotos usw. (und diese natürlich an einem anderen Ort als in der Wohnung aufbewahren!).

Sachversicherungen (Handy, Brille, Fahrrad, Laptop usw.)

Oft zahlen diese Versicherungen nur bei einem Bedienungsfehler oder Sturz (Laptop, Handy), bzw. nicht bei unsachgemäßer Behandlung (was ja ein sehr weites Feld sein kann). In der Regel sind diese Versicherungen eher nicht notwendig. Wenn Sie sich aber lieber absichern wollen, lesen Sie genau die Bedingungen und Ausschlußkriterien.

Rechtsschutz

Eine dieser Versicherungen, die man hoffentlich nicht braucht, die man aber haben sollte, wenn die wichtigsten anderen Risiken abgedeckt sind (Tod, Berufsunfähigkeit und private Haftpflicht). Je nach Art Ihres Berufes, Ihres Eigentums, Ihrer persönlichen Umstände (und auch Ihrer Streit- und Klagefreudigkeit) sollten Sie die jeweilige Wahrscheinlichkeit, eine Rechtsberatung und -vertretung zu benötigen, einstufen. Lebensnotwendig ist die Rechtsschutzversicherung nicht.

Tipp: Achten Sie darauf, welche Rechtsstreitigkeiten versichert sind. Oft schließen sich Immobilienrecht (wichtig für Eigentümer) und Arbeitsrecht gegenseitig aus, sodaß Sie zwei Tarife abschließen müssen.

 

Versicherungen zur Altersvorsorge und Absicherung des Lebensstandardes

 

Berufsunfähigkeit

Diese Versicherung ist für alle wichtig, die von ihrem Arbeitseinkommen leben. Achtung: Die Versicherungen haben natürlich Angst vor jedem Kunden, der berufsunfähig wird. Deshalb wird stark "ausgesiebt" bzw. von Kunden Risikozuschläge verlangt. Oder bestimmte Risiken (Vorerkrankungen z.B.) ganz ausgeschlossen. Immer mehr Versicherer machen auch den Abschluss einer Risiko-Lebensversicherung zur Voraussetzung für die Akzeptanz des Berufsunfähigkeits-Versicherungsantrags. Hier hilft nur: Viele Angebote einholen, vergleichen und das Kleingedruckte in den Bedingungen ganz genau lesen!

Lebensversicherungen

Hier gibt es einmal die Risiko-Lebensversicherung. Sie sollte abgeschlossen werden, wenn jemand eine Familie zu versorgen hat, die im Todesfall des "Ernährers" ohne Einkommen dastünde.
Oft wird auch bei Abschluß einer Baufinanzierung oder eines großen Darlehens eine Risiko-Lebensversicherung von der Bank angeboten. Für Singles ist sie dann überflüssig, aber im Familienfall (s.o.) kann sie durchaus sinnvoll sein. Wenn die Versicherungssumme analog dem zurückgezahlten Darlehen fällt, spricht man übrigens von Restschuldversicherung.

Wie immer gilt: vergleichen Sie die verschiedenen Angebote, und lesen Sie das Kleingedruckte in den Bedingungen, vor allem die Ausschlußkriterien (= wann die Versicherung nicht zahlen muß).
Die Risiko-Lebensversicherung ist vergleichsweise preiswert. Einen höheren Beitrag für eine Verdoppelung der Zahlungssumme bei Unfalltod brauchen Sie in der Regel nicht.

Tipp: Als Faustformel zur Berechnung der Versicherungssumme empfehlen die Verbraucherzentralen "Monatsbedarf mal 240". Wenn Sie mit Ihrer Familie monatliche Ausgaben von 2.000 Euro haben, so sollte die Versicherungssumme 480.000 Euro betragen.

Kapital-Lebensversicherung

Hier wird der Risikoschutz für den Todesfall mit einer Sparleistung kombiniert. Erlebt also die versicherte Person (diese muß nicht immer der Versicherungsnehmer sein, sondern kann z.B. auch der Sohn sein) das Ende der Laufzeit, dann werden die vereinbarte Summe sowie zusätzliche Zins- und Risikoüberschüsse ausgezahlt. Dabei muß man zwischen den garantierten Überschüssen - die wie der Name schon sagt auf jeden Fall ausgezahlt werden - und den tatsächlich erwirtschafteten Überschüssen unterscheiden. Letztere gingen in den letzten Jahren bei allen Versicherungsgesellschaften zurück.

Eigentlich brauchen nur absolute "Sicherheitsfanatiker" eine solche Versicherung - ansonsten empfehlen wir: lieber Sparen und Absicherung ganz klar trennen.

Tipp: Als Sonderform der Kapital-Lebensversicherung gibt es - leider zunehmend weniger - vom Arbeitgeber das Angebot der Direktversicherung. Hier hat der Arbeitnehmer Steuervorteile, da die Beiträge aus dem Brutto-Gehalt gezahlt und nur mit einem vergleichsweise niedrigen Pauschalsteuersatz besteuert werden. Fragen Sie hierzu in Ihrer Personalabteilung nach.

Riester-Rente

Benannt nach dem ehemaligen Minister, erfreut sich dieses Altersvorsorgeprodukt immer stärkerer Beliebtheit. Denn es ist zunehmend das einzig geförderte Produkt. Die Riesterförderung gibt es auf Banksparpläne, Versicherungen, Fondssparpläne und seit 1.1.2008 auch auf Wohneigentumsprodukte (Bausparen und Baufinanzierungen).

In der Sparphase werden die Einzahlungen auf die Riesterprodukte mit staatlichen Prämien gefördert.  Dabei profitieren Familien mit Kindern von den Zulagen,  Singles und Höherverdienende von den steuerlichen Vorteilen.
Nach dem 60.ten Lebensjahr darf dann die Auszahlung der lebenslangen Rente beginnen; bis zu 30 % dürfen auch als Einmalzahlung bezogen werden.

Tipp: Lassen Sie sich beraten, ob Sie förderfähig sind. Wenn ja (wie die meisten), dann nehmen Sie die Vorteile mit, und nutzen Sie die Riester-Rente als einen Baustein zu Ihrer Altersvorsorge. Und wählen Sie ein Produkt, dass Sie auch sonst abschließen würden - also nicht einen Fonds-Sparplan, wenn Sie sonst absolut risikoavers sind.

Private Rentenversicherung 

Salopp ausgedrückt, gewinnen Sie, je älter Sie werden, bzw. die Versicherung, wenn Sie früh sterben. Denn Sie sparen heute auf eine lebenslange Rentenzahlung; wenn Sie ein Kapitalwahlrecht vereinbaren, können Sie sich die Summe auch bei erreichtem Laufzeitende komplett auszahlen lassen. Dieses Produkt lohnt sich besonders für Personen aus langlebigen Familien.

Tipp 1: Mehr Rendite gibt es normalerweise bei fondsgebundenen Rentenversicherungen, die einen Teil der Sparzahlungen in Fonds (und damit in höhere Ertragschancen) anlegen. Allerdings steigt dann auch das Risiko. Dieses können Sie mit einer Garantie ausschließen, die sich die Anbieter allerdings auch mit geringerer Rendite bezahlen lassen.

Tipp 2: Wenn Sie noch kurz vor Erreichen des Rentenalters etwas für Ihre Altersvorsorge tun möchten, so können Sie statt monatlicher Sparzahlungen auch eine hohe Einmaleinzahlung in eine private Rentenversicherung machen.

Rürup-Rente

Weit unbekannter als die Riester-Rente, ist dieses Produkt unter steuerlichen Gesichtspunkten interessant. Denn die Beiträge zur Rürup-Rente können (bis zu 20.000 Euro, zusammen mit den Beiträgen zur gesetzlichen Rente) als Sonderausgaben von der Steuer abgezogen werden - bei Ehepaaren sogar bis 40.000 Euro.

Tipp: Bei Selbstständigen lohnen sich Einmalzahlungen, um die Steuerlast in ertragsstarken Jahren zu senken, und gleichzeitig etwas für die Altersvorsorge zu tun.

 


gedruckt am  28.03.2024