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Finanzkrise - wie geht es weiter?

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Rubrik: Aktuell

 

Wer jetzt genau weiß, wie es in den nächsten Monaten an den Finanzmärkten weitergeht, ist entweder ein Scharlatan oder der begabteste Hellseher der Welt. Allerdings kann man durchaus verschiedene Szenarien entwickeln, wie die Zukunft aussehen könnte ...

Foto: Börse Frankfurt

Dabei kann jedes mögliche Szenario durch die täglich neuen Nachrichten geändert werden. Denn nur eines ist sicher: eine solche Entwicklung wie bisher hatten wir noch nie, keiner weiß definitiv, welche Nachricht als nächste marktbeeinflussend sein wird ... und dass aktuell mehr die Emotionen (inklusive Panik) statt rationaler Argumente die Börsen der Welt beeinflussen, sah man in den letzten Tagen sehr deutlich! 

Finanzexperte Max Herbst von der FMH hat ein mögliches Szenario erarbeitet: "Die Finanzkrise ist noch lange nicht vorbei. Die Meldungen über steigende und fallende Aktienkurse werden uns in den nächsten Wochen immer wieder beschäftigen. Wen es nicht direkt betrifft, der wird vermutlich etwas abstumpfen – ganz nach dem Motto: Der Staat wird es schon richten, wenn es ganz schlimm kommen sollte.

Spätestens ab Mitte November dürften uns die Aktionen von Banken, Anlageverkäufern und Beratern zur Abgeltungsteuer erwarten. Der Ausverkauf an den Aktienmärkten wird für viele Geldverkäufer ein ideales Argument sein: „Wer jetzt in Aktien, Fonds und andere riskante Finanzprodukte einsteigt, erwischt nicht nur günstige Kurse, sondern wischt auch dem Finanzamt dauerhaft eins aus.“ Denn jeder, der dieses Jahr noch Aktien und Fonds kauft, muss nach einem Jahr Haltezeit keine Steuern zahlen. Wer kann da schon Nein sagen! Und die Medien werden dies mit teuren Anzeigen und PR-Kampagnen noch unterstützen.

In den Ansturm der willigen Aktienkäufer hinein werden die Profis ihre Aktien verkaufen – rechtzeitig bevor die düsteren Prognosen für 2009 auf den Tisch kommen. Und die Anleger, die vor wenigen Wochen ihre Aktien und Fonds erworben  haben, zögern mit dem Verkauf, weil es sonst nichts wird mit den steuerfreien Kursgewinnen. Derweil rauschen die Kurse weiter in den Keller. Und dann wird das nächste Wehklagen einsetzen, weil die Leute ihre Gelder von den angeblich unsicheren Tagesgeldkonten in noch riskantere Investments umgeschichtet haben.

Die Hypothekenzinsen werden ähnlich verlaufen wie der Deutsche Aktienindex. Zunächst fallen sie weiter leicht, dann werden sie kurz ansteigen und spätestens im Januar dürfte der Baugeldzins richtig nach unten weisen. Aber Achtung! Dies ist lediglich ein mögliches Szenario – und ändert sich nur ein Parameter leicht, kann es ganz anders ausfallen."

Soweit Max Herbst. Ein durchaus interessanter Ansatz - unabhängig davon, ob Sie es ähnlich vermuten oder ein anderes Szenario sehen, sollten Sie auf jeden Fall eines beherzigen: nicht unbesehen alles glauben, was in den nächsten Wochen via Werbung von Banken, Versicherungen und Sparkassen auf Sie zukommt.

Die Finanzkrise sollte nicht den gesunden Menschenverstand ausser Kraft setzen, und Emotionen / Angst nicht rationale Entscheidungen aushebeln.
Wenn Sie bisher nicht in Fonds oder Aktien investiert haben, dann sollten Sie nicht ausgerechnet jetzt unter dem Motto "billig einsteigen" damit anfangen. Haben Sie dagegen schon ein Depot, haben bisher bereits Erfahrungen mit Wertpapieren - dann könnte sich das eine oder andere substantiell starke Papier (ggf. auch unter Dividendengesichtspunkten) zum Nachkauf oder Einstieg lohnen.
Nehmen Sie nicht unbedingt ein Darlehen auf, weil die Zinsen eventuell steigen könnten - bzw. umgekehrt, warten Sie nicht, wenn Sie Geld benötigen, weil die Zinsen vielleicht doch erstmal sinken könnten ... entscheiden Sie nach Ihrem tatsächlichen Bedarf und vergleichen Sie dann die Anbieter.
Und die gute alte Regel "was der Bauer nicht kennt, sollte er nicht fressen" gilt umso stärker: Finger weg von Anlagen, Anbietern oder Produkten, die Sie nicht kennen oder die Ihnen nicht plausibel und nachvollziehbar erklärt werden.

 

 


gedruckt am  28.03.2024