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Die schönsten Segelreviere: Die Antarktis

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Rubrik: Specials

 

Nein, das ist kein Schreibfehler! Auch wenn man Segeln sonst mit Sonne, Wind, Wärme verbindet .... ein Segeltörn in der Antarktis ist ein ganz besonderes Erlebnis. Deshalb heute neu in unserer kleinen Serie "Die schönsten Segelreviere": der 6. Kontinent - Erfahrungsbericht von einer Dame, die dort segelte.

Foto: www.verbildlicht.com

Endlich einmal unerreichbar sein, das wär’s? Kein Telefon, keine Besprechung und keine mails? In der Antarktis ist das alles gar kein Problem. Diana Strebel, die sich mit einem vierwöchigen Segeltörn in der Antarktis einen Lebenstraum erfüllte, hat diese Erfahrung gemacht: "Die einzige Kommunikation läuft über Kurzwelle und im Notfall über ein Satellitentelefon."

Die Antarktis war schon immer Diana Strebels großer Traum. "Aber bitte nicht auf einem Kreuzfahrtschiff. Tagsüber Goretex und abends Gala-Outfit, das ist nicht mein Ding." Ganz unabhängig wollte die 35-Jährige reisen, mit allem was dazu gehört. Eine Prise Abenteuer, Einsamkeit in der Natur und direkter Kontakt zu den Elementen. Wo kann man all das besser finden als auf einem Segelschiff? Diana Strebel reiste mit der Sarah W. Vorwerk, einer nur 16 Meter langen Yacht, auf der bis zu acht Personen mitsegeln können und die – das ist wegen des internationalen Antarktis-Vertrages von 1991 wichtig – den Umweltauflagen entspricht. 

Bis die Mitsegler aus der Schweiz oder aus Deutschland an Bord gehen konnten, hatten sie schon eine halbe Weltreise hinter sich. Die erste Etappe war Buenos Aires. Nach einem Tag Ruhe oder Sightseeing ging es mit dem Flugzeug weiter nach Ushuaia am südlichen Ende Südamerikas, wo die Sarah W. Vorwerk im Hafen lag. Bevor es richtig losging, musste die Crew über alles Wichtige informiert werden: Sicherheit, Wasserversorgung, Ankermanöver, Segeltechnik, Wetter und nicht zuletzt über die Route, die ja immer auch vom Wetter abhängt. 

Ein wenig Sorgen machte der Antarktis-Reisenden die Vorstellung, vier Wochen mit fremden Menschen zu segeln, denen man nicht aus dem Weg gehen kann. "Doch das war überhaupt kein Problem. Man konnte sich in die Kajüte zurückziehen und an Land konnte man sich frei bewegen. Ich hatte nie das Gefühl, dass wir uns auf die Nerven gehen. Das war ganz erstaunlich und sehr angenehm, denn wir kannten uns ja vorher überhaupt nicht."

Anstrengend war nur die Überwindung der Drake-Passage. Bei dem dort heftigen Seegang hatten die meisten Crewmitglieder mit der Seekrankheit zu kämpfen. Nach anderthalb Tagen war die Konvergenzgrenze erreicht, wo die Grenze zwischen Südpolarmeer und Atlantik beziehungsweise Pazifik verläuft. Hier sinkt schlagartig die Temperatur – und zwar ganz erheblich. Außerdem besteht jetzt das Risiko, auf Eisberge zu treffen. "Wir sind mit Autopilot gesegelt, also musste nicht ständig jemand am Steuer stehen. Stattdessen wurden Eiswachen eingeteilt. Zu zweit haben wir alle vier Stunden für zwei Stunden an Deck Ausschau gehalten. Wir konnten nicht die kleinste Eisscholle entdecken, so dass wir vermuteten, dass die Eiswache ihren Namen wegen der eiszapfenkalten Füße trägt", schmunzelt Diana Strebel.

Doch zum Glück war die Yacht gut beheizbar. Auch einen Trockenraum für Kleidung und eine Dusche mit heißem Wasser gab es. Doch während der dreitägigen Fahrt durch die Drake-Passage war Duschen tabu. Weil man bei der Fahrt über das offene Meer nie wissen kann, wann wieder Süßwasser gebunkert werden kann, wurde das wertvolle Nass zur Sicherheit fast nur als Trinkwasser genutzt. Später ist das dann kein Problem mehr, denn die Gletscher bieten immer wieder die Möglichkeit, das verbrauchte Süßwasser zu ersetzen. "Es ist schon gewöhnungsbedürftig, nicht jeden Tag zu duschen", berichtet Diana Strebel und ergänzt: "Als nach vier Tagen Land in Sicht war, wurde das natürlich gefeiert. Endlich hatten wir die antarktische Halbinsel vor uns! Aber auch die erste Dusche und das Haare Waschen waren einfach herrlich!"

Die nächsten drei Wochen segelte die Crew vor der Küste und den Inseln der antarktischen Halbinsel. Diana Strebel war im Dezember auf ihrem Törn, also in der antarktischen Sommerzeit. An vielen Stellen war die Küste daher eisfrei, was ideal ist, um die Pinguine bei der Brutpflege zu beobachten. "Faszinierend war, dass die Tiere überhaupt keine Angst vor Menschen hatten und sehr zutraulich waren. Aber nicht etwa, weil sie zahm waren, sondern weil sie Menschen überhaupt nicht kannten."

Täglich ging die Crew an einer anderen Stelle an Land. Tierbeobachtungen, lange Spaziergänge durch Schnee, über Hügel und Gletscher mit herrlichen Ausblicken und fast immer schönes Wetter machen die Landgänge zu unvergleichlichen Erlebnissen. Krabbenfresserrobben, Seeleoparden, Seeelefanten, Sturmvögel und am Ende der Reise auch Wale waren beeindruckende Begegnungen in der freien Natur. "Wir konnten ganze Pinguin-Kolonien beobachten, die sich kaum um uns kümmerten. Nur wenn wir Ihre Trampelpfade kreuzten, schienen sie etwas irritiert zu sein. Man kann Stunden damit zubringen, die Tiere zu beobachten, wenn sie sich gegenseitig die raren Steine von den Nestern stibitzen, um das eigene Nest damit besser herzurichten, an dem immer etwas zu reparieren ist. Doch nicht nur ich schaute den Pinguinen zu, auch sie hatten an mir Interesse. Ein ganz Mutiger konnte seine Neugier nicht unterdrücken und zupfte an meiner Hose."

 

Ganz viele tolle Bilder, auch von den Pinguinen, gibt es übrigens unter www.verbildlicht.com

 

Die Landschaft der Antarktis ist ein großartiges Erlebnis! Fast unberührt von menschlicher Zivilisation konnte sich die Natur unter extremen Klimabedingungen behaupten. Doch das Gleichgewicht muss vor äußeren Einflüssen geschützt werden, damit Tier- und Pflanzenwelt weiterhin überleben können. "Wir haben nur ein einziges Mal andere Touristen gesehen, als wir einem Kreuzfahrtschiff begegneten. Sonst war alles um uns herum menschenleer."

Umso beeindruckender ist die Schönheit der Natur. "Wir sind durch den Le Maire Kanal gefahren, das ist eine recht enge Durchfahrt zwischen Festland und einer Inselgruppe. Auf beiden Seiten ist der Kanal von hohen Gebirgen gesäumt. Unvergesslich!" Die bizarren Formen der Eisberge, dass Spiel des Lichts und die riesigen Dimensionen des Landes begeistern die Crew immer wieder aufs Neue. Unbeschreiblich schön sieht es aus, wenn der rote Rumpf der Segelyacht unter weißen Segeln vor der Kulisse der Eisberge und Gletscher über das tiefblaue Meer gleitet. Manchmal schweben herrliche Wolkenformationen über den unendlichen Weiten, in denen es oft nur Wasser und Eis zu geben scheint.

 

Knowhow für Antarktis-Segler

- Kleidung

Die Kleidung muss geeignet sein für Kälte und Wind. Es gibt unterschiedliche Meinungen: Die einen schwören auf Wolle, die anderen auf moderne Funktionskleidung. Wolle hat den Nachteil, dass sie schlechter trocknet, aber sie wärmt super. Funktionale Materialien wie Goretext sind in diesem Punkt praktischer.

- Reise-Apotheke

Für die Zeit an Bord muss alles mitgenommen werden, was man benötigt oder benötigen könnte. Zwar gibt es auf einer Segelyacht eine Bord-Apotheke, für seine persönlichen Bedürfnisse sollte man aber von vornherein selbst vorsorgen.

- Film und Foto

Speichermedien und Akkus für die digitale Fotografie, Filme und Batterien für die analoge Fotografie: Lieber zu viel als zu wenig einpacken – es gibt wunderbare Motive in der Antarktis!

- Seekrankheit

Den einen erwischt sie, den anderen nicht. Medikamente zur Stabilisation können helfen, die Erfahrungen sind aber unterschiedlich. Liegen und immer wieder versuchen, etwas Leichtes zu essen, ist ein alter Seefahrer-Tipp. Ein schwacher Trost: Auch Seeleute, die schon jahrelang zur See fahren, können bei Unwetter noch seekrank werden.

- Informationen rund um den Segeltörn in die Antarktis gibt es auf: www.intakt-reisen.de

 

Antarktische Bücher

 

- Eindrucksvolle Fotografien und Fakten rund um die Entwicklung der Antarktis: Antarctica - Die faszinierende Welt im ewigen Eis von Mike Lucas. 9,95 Euro. 

- Fachkompetenz auf hohem Niveau und doch gut verständlich: Die Welt der Antarktis und der Arktis von David McGonigal und Lynn Woodworth. 78,00 Euro.

- Eine packende Reportage mit wunderbaren Fotos: Logbuch Polarstern. Expedition ins antarktische Packeis von Ingo Arndt und Claus-Peter Lieckfeld. 39,90 Euro.

- Antarktis-Wissen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia in Buchform: Antarktis. Geographie, Geschichte, Natur von Achim Raschka. 9,90 Euro.

 

Text: Andrea Himmelstoß, Das Texthaus


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