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Sterbegeldversicherung: Lohnt sich nicht

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Rubrik: Versicherungen

 

Wir sichern uns gern ab, gegen alles und jedes Risiko. Und sind damit oft überversichert. Eine der unnötigen Versicherungen ist die Sterbegeldversicherung. Besonders perfide: Sie spielt mit Ängsten und Emotionen, das rationale Nachdenken setzt oft aus.

Sterbegeldversicherungen: Überteuert, rechnen sich nicht: Finger weg!

Denn dieses Produkt setzt voll auf  Emotionen und das schlechte Gewissen der Älteren. "Schließlich sollen meine Hinterbliebenen nicht auch noch teuer für meine Beerdigung sorgen müssen", so der Gedanke. Gut gemeint, vor allem, wenn man weiß, was heutzutage eine Beerdigung inklusiv allem kostet. Da kommen schnell ein paar Tausend Euro zusammen.

Und genau hier hakt die Versicherung ein. Jetzt schon vorsorgen, in kleinen monatlichen Beiträgen. Dass man dann über die Laufzeit der Versicherung manchmal sogar mehr einzahlt, als man (bzw. die Hinterbliebenen) herausbekommt, wird natürlich nicht gesagt.

Beispielrechnung zeigt: Rendite bei Sterbegeldversicherung fast Null

Ein Rechenbeispiel: eine heute 65jährige Frau müßte für eine Versicherungssumme von 5.000 Euro 20 Jahre lang monatlich 28,19 Euro zahlen. Das macht eingezahlte Beiträge von 6.765,60 Euro. Die Versicherungsleistung beträgt inklusive nicht garantierter Gewinnanteilen 7.000 Euro. 

Würde die Dame 20 Jahre lang den entsprechenden Betrag in ein Sparkonto (Tagesgeld, Sparplan, selbst Bausparvertrag!) einzahlen, so hätte sie (bzw. die Hinterbliebenen) übrigens 8.758,24 Euro. Hierfür wurde eine Guthabenverzinsung von 2,50 % p.a. - also vergleichsweise gering - unterstellt.

Bei dem genannten Rechenbeispiel hat die Versicherung eine Rendite von 0,34 % p.a. Damit den Versicherungsschutz zu erkaufen, der da heißt: nach einer Laufzeit von in der Regel 3 Jahren wird im Todesfall die volle Versicherungssumme ausgezahlt, ist einfach zu teuer. Nach 3 Jahren wären im obigen Fall schon 1.054,51 Euro auf einem Sparkonto zusammengekommen.

Bei einem 65jährigen Mann sieht es noch krasser aus: Er muss monatlich, 20 Jahre lang, 37,02 Euro zahlen. Das liegt an der höheren Sterbewahrscheinlichkeit der Herren. Dafür erhielte er ebenfalls die 7.000 Euro. Allein die eingezahlten Beiträge machen schon 8.884,80 Euro aus! Mit einer anderen Spar-Anlage (wieder die 2,50 % p.a. unterstellt) würde er nach 3 Jahren bereits 1.384,82 Euro angespart haben, und nach 20 Jahren 11.501,63 Euro! 

Auch FINANZtest hatte nachgerechnet und kam zum Schluss: maximal für jüngere Personen, so um die 45 Jahre alt, würde sich der Abschluss einer solchen Sterbegeldversicherung lohnen. Aber selbst dann könnte man leicht mit einem normalen Sparplan dasselbe Ergebnis erzielen - vorausgesetzt man lebt die 20 Jahre. Und die Personen im Alter ab Mitte Fünfzig, die gezielt von den Versicherungen auf die Sterbegeldversicherung angesprochen werden, fahren auf jeden Fall mit einem anderen Sparplan besser.

Fazit und Geld-Magazin.de-Tipp: Finger weg - lassen Sie sich nicht durch Emotionen bzw. ein eingeredetes schlechtes Gewissen zu einer schlechten Anlageentscheidung überreden!
Und Kindern sowie Enkeln kann man nur empfehlen, dieses vielleicht etwas delikate Thema bereits heute mit der älteren Generation anzusprechen, damit diese nicht "gut gemeint" eine solche überflüssige Versicherung abschließen.

Für die Berechnung wurde übrigens das Angebot der Ergo Direkt Versicherungen genommen, die als Direktversicherer traditionell sehr günstige Tarife hat. Andere Anbieter sind noch ungünstiger.

Geld-Magazin.de, 21.03.2010