Der neue Trend: Social Banking?
Am 16. Juni war in Berlin die Konferenz next banking, bei der auch Geld-Magazin.de als Redner vertreten war. Und zwar mit der Aufgabe, die Kundensicht und -anforderungen an das „nächste Bankmodell“ darzustellen. Wobei das eigentlich noch der einfachste Teil war….
Denn die Anforderungen von Kunden an das Banking der Zukunft – so wie wir es sehen – sind relativ einfach. Keine „Killer-Applikation“, keine technischen Gadgets, keine futuristischen Filialen. Sondern die sogenannten weichen, mehr ethischen Komponenten sind gefragt, um das Vertrauen in die Bankenwelt und Bankangebote wieder herzustellen:
1. Ehrlichkeit
2. Transparenz
3. Ehrlichkeit
4. einfache, verständliche Produkte
5. Ehrlichkeit!
Mit Ehrlichkeit ist gemeint, dass Sie, die Kunden, nicht
- bei den Werbeaussagen nach Sternchentexten suchen müssen
- einen Zinssatz „ab“ oder „bis“ erhalten, sondern „Zinssatz ist“
- keine versteckten Gebühren im Kleingedruckten, in den AGB oder „nach Ermessen“ im Preisverzeichnis suchen sollten
- in einem Beratungsgespräch dem Berater vertrauen können!
Denn das ist das eigentlich Erschreckende: Das tiefe Misstrauen, das gegenüber Bankberatern herrscht. Wobei die Mehrzahl sicher einen guten Job macht, und auch das Wort „Beratung“ ernst nimmt. Dass sie (trotzdem) etwas verkaufen möchten, ist ja legitim. Auch im Autohaus weiß man ja, dass der nette Berater dort nicht umsonst berät, sondern ein Auto verkaufen will. Er hilft uns nur dabei, das richtige für uns zu finden. Und so sollten auch Bank- und Finanzberater ihren Job verstehen, genauso wie die vielen Informationsdienste im Netz.
Übrigens, wussten Sie, dass in Deutschland schneller der Ehepartner gewechselt wird als die Hauptbankverbindung?
Ehrlichkeit bringt Vertrauen
Das ist die Aufforderung an die Kreditinstitute: Nehmt den Kunden ernst. Euren Lebenspartner lügt Ihr ja auch nicht an bzw. verschweigt elementare Aspekte (jedenfalls normalerweise…). Genauso wie eine private Beziehung sollte auch eine Bank-Kunden-Beziehung auf Dauer ausgerichtet sein. Dazu gehören faire Konditionen, verständliche Produkte, und eben ehrliche Kommunikation.
Auf der Konferenz sprach der Vertreter der GLS Bank darüber, wie schwer es sei, Kontoführungsgebühren zu verteidigen. Warum? Wenn die Bank glaubhaft und nachvollziehbar darlegt, warum sie welche Gebühren nimmt (und gerade bei der GLS Bank mit ihrem sozial-ökologischen Ansatz ist das gelungen), dann werden die Kunden entscheiden: Bin ich bereit, für diese Dienstleistung und die ethische Komponente (= mein gutes Gewissen) zu zahlen oder eben nicht. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, dem Kunden.
Das ist der eigentlich neue Trend im Banking – nur haben es viele Bankkunden noch nicht erkannt.
Die Macht ist mit Ihnen, den Kunden!
Frei nach Star Wars: Inzwischen haben die Kunden die Macht.
Noch nie gab es soviele Informationen, so gut verfügbar im Internet. Vergleichsrechner für fast alle Finanzprodukte, Bewertungsportale für Berater, Infos aus redaktionellen Quellen und von anderen Kunden (gute und schlechte Erfahrungen) in Foren usw. Alles ist nur „ein Google entfernt“.
Nutzen Sie als Kunde diese Macht. Denn der gut Informierte lässt sich nichts vormachen.
Und noch in anderer Form haben Sie die Macht: Social banking heißt der zweite erkennbare Trend.
Mitmach-Banking und soziale Rendite
Auch beim social banking sind die Kunden stärker denn je eingebunden. Manchmal unter Umgehung der Bank – wie bei der Kreditvermittlungsplattform Smava, bei denen Privatleute untereinander Geld leihen / verleihen. Oder dem Ansatz „Community Banking“ der Fidor AG, wobei er ehrlich gesagt derzeit noch etwas schwammig ist. Die Richtung aber ist eindeutig: Die Kunden bestimmen, welche Produkte angeboten werden, und wie die Konditionen sind. Und wofür das Geld ausgegeben wird.
„Ich entscheide selbst, wem ich mein Geld gebe“ – so ein Nutzer vom Smava, der sein Geld dort an jemanden verleiht, statt es der Bank zu geben, die es – anonym und nicht transparent – für ihn weiterarbeiten lässt. Diese „soziale Rendite“ bewerten immer mehr Kunden positiv – ohne dabei natürlich die eigentliche, quantitative Rendite aus den Augen zu verlieren.
Zeit, dass auch die etablierten Banken diese Tendenzen erkennen. Und darauf reagieren. Diejenigen, die es tun, werden in den nächsten 10 bis 15 Jahren eine wichtige Rolle in der Kreditinstitutswelt spielen. Alle anderen werden verlieren.
Interessant, bzw. schade war, dass außer der GLS Bank und einem Vertreter der Volksbanken keine anderes „klassisches“ Kreditinstitut bereit und willens war, an der Konferenz als Redner teilzunehmen, und sein Konzept für das „Banking der Zukunft“ vorzustellen…. heißt das etwa, sie haben alle keines?
Eine provokante Frage kam auch während der Konferenz auf: Was, wenn Google, oder ebay, eine Bank gründen würde? Würden Sie als Kunden dorthin wechseln? Oder lieber bei Ihren bisherigen Banken bleiben, wenn sie ordentliche Konditionen, und ehrliche Beratung bieten?
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